Montag, Juni 05, 1995

Drau - Gail - Möll 1995


Admiral: Christian

Freitag, 2.Juni
Treffpunkt in Göriach, Kärnten. In Wolfi’s neuem Domizil. Nachtessen im Gasthof „Rainer“. Wir werden von einem kleinen, herzigen Grossmütterchen bedient, welches unsere schwizerdütsche Version des Hochdeutschen nicht versteht. Göriach ist ein schönes, heimeliges Dorf. Nicht anwesend dieses Jahr sind: Eva & Benno, Barbara & Erwin, Silvio & Cissy. Neues Mitglied: Nils, 1 Jahr alt. Wolf & Lotte sehen wir nach einigen Jahren wieder. Bei ihnen werden wir auch untergebracht, im Haus „Veidele“ (Vom lateinischen: Vitus). Auf dem Heuboden schlafen die feschen Gasteiner. Die Schweizer sind in zwei Zimmern. Rugi erweist sich als Schnarcher, als Benno’s Nachfolger.

Samstag, 3.Juni
Frühstück im Gasthof „Rainer“. Nichts für Vegetarier, sehr viel Wurst. Bei strahlendem Sonnenschein warten wir auf dem kleinen Platz vor dem Haus auf Karin, die von Bad Gastein angereist kommt. Gleichzeitig verlässt uns Franz für eine Hochzeit. Lange Autofahrt nach Lienz durch das schöne Drautal. Einbooten unterhalb von Lienz. Es geht gleich los, die Wellen rauschen und das Wasser ist wirklich eiskalt! Die erste Etappe beträgt etwa 40 km! Sie ist zunächst recht wild, der Strom beruhigt sich allmählich und wir werden immer müder. Pause, Jause bei Berg. Nils, Killy und Lotte sind auch dort. Nach der Pause entscheiden sich alle Schweizer ausser Hugo II und Killy aufzuhören! Mit folgenden Begründungen: Rebecka: Daumen und Hals / Kim: Schwangerschaft und Erkältung / Marc: Rückenprobleme / Rugi: Knie. Die letzte Strecke bis zur Möllbrücke (Sachsenburg) ist nochmals 20 km. Hugo II gab etwas früher auf, hatte genug. Erst um 19:30 Uhr treffen alle wieder in Göriach ein und wir begeben uns eiligst in ein Restaurant in Möllbrücke. Alle sind ausgehungert! Wir werden mit einem sehr guten Essen in einem rauchigen, lebhaften Lokal belohnt. Zu Hause trinken wir noch ein Schlukerl von Rebecka’s Wein und fallen anschliessend todmüde in’s Bett.

Sonntag, 4.Juni
Wieder strahlendes Wetter. Wir begeben uns über den Kreuzbergsattel (1077m) in’s Gailtal. Ist hier noch schöner als im Drautal. Auf jeder Wiese leuchten zahllose Sorten von wilden Blumen. Es ist sehr friedlich und urtümlich. Via Hermagor fahren wir dem Fluss entlang bis zur Einbootstelle. Leider verlieren wir dabei den Bus mit Heli, Matthias und Franz. Wir anderen warten sehr lange, bis Adi und Christian sie schliesslich im Gasthof beim Bahnhof finden. Besser spät als nie geht’s los bis Nöten. Die Fahrt ist ruhig und führt uns unter vielen Brücken hindurch. Alles schön grün hier. In Nötsch, links bei der Brücke, warten unsere 3 Begleitpersonen mit dem Proviant. Wir machen ein Feuer und grillieren schweizer Bratwürste und österreichische Käsekrainer. Wir geniessen und haben es sehr gemütlich. Die Fahrt Nötsch-Arnoldstein beträgt ca. 10 km. Wunderschöne Flusslandschaft mit niedlichen Buchten, dazu sehr ruhig, mit Ausnahme eines kleinen Schwalles mit einem Felsen in der Mitte. Die Fahrt nimmt ihr Ende in unmittelbarer Nähe des Dreiländerecks. Der Einfluss aus Ex-Jugoslawien ist deutlich spürbar. Die Chauffeure fahren die etwa 30 km zurück und die Wartenden verbringen ihre Zeit mit „Plattenstechen“ am Flussufer. In Göriach treffen sich alle wieder um 20 Uhr. Im „Krainerhof“ in Möllbrücke gehen wir anschliessend essen. Hervorragende Küche! Heiterer Schlummertrunk in der Küche bei Wolfgang & Lotte. Wir diskutieren zunächst über den Unterschied der Pfingstfahrten (damals vs. heute). Vielen jüngeren Mitgliedern erscheinen die Fahrten von damals viel romantischer und spannender. Hugo I erzählt zusammen mit Adi, Wolfi & Lotte einige Episoden aus der Vergangenheit der Paddlergemeinschaft und stellen fest: Die Gruppe war wesentlich kleiner, es war also einfacher zu Improvisieren. Die Flüsse waren länger befahrbar (Stauseen und Wehre fehlten mehrfach), man konnte tagelang auf dem selben Fluss bleiben. Die alten Faltboote hatten mehr Stauraum und waren zusammenlegbar. Die Gemeinschaft wurde damals vom sehr energischen, häufig als Admiral gewählten, Hermann Greinwald vorwärts getrieben. So eine „Führernatur“ fehlt. Wild Zelten ist heute meist verboten. Die Boote konnten früher bedenkenlos liegengelassen werden, heute ist diese Sicherheit nicht mehr vorhanden.

Montag, 5.Juni
Letzter Tag. Nicht mehr Viele haben den Mut die Schlussetappe auf der Möll in Angriff zu nehmen. Einige verabschieden sich bereits nach dem Frühstück. Die Anderen fahren bis Obervellach. Heli, Marc, Matthias, Christian, Hugo I und Rebecka booten dort ein. Kim, Hugo II und Rugi begleiten sie in den Autos, wo es schön trocken und warm ist. Die Möll ist z.T. sehr wild und sieht richtig gefährlich aus. Schnell erreichen die Paddler das Ziel beim Reisseck Stausee. Nun beginnt die lange Reise wieder nach Hause. Die Österreicher haben’s gut, müssen nur durch den Tunnel. Tschüss, bis zum nächsten Jahr!